Reiche, kluge, glückliche Kinder?
Der UNICEF-Bericht zur Lage der Kinder in Deutschland
Hans Bertram (Hrsg.)
BELTZ JUVENTA-Verlag Weinheim und Basel, 2013-11-07
ISBN 978-3-7799-2896-6
304 Seiten, 24,95 Euro
In diesem Büchlein wird in insgesamt 19 Aufsätzen von prominenten Autoren die Lage von Kindern und Jugendlichen in Deutschland beschrieben.
Die UNICEF hat im April 2013 eine neue Vergleichsstudie zum Wohlbefinden von Kindern in 29 der weltweit am höchsten entwickelten Volkswirtschaften vorgelegt. Wohlbefinden wird dabei durch materielles Wohlbefinden, Gesundheit, Bildung, Verhalten und Risiken sowie Wohnraum und Wohnumfeld definiert. Entsprechend dieser Kriterien gliedert sich das Buch.
Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass die Lebenszufriedenheit von Kindern auch, aber nicht allein vom materiellen Wohlstand abhängt. Armut und insbesondere länger anhaltende Arbeitslosigkeit der Eltern wirken sich jedoch nachweislich besonders ungünstig auf das kindliche Wohlbefinden und seine weitere Entwicklung aus. Derartige Erfahrungen machen auch Kinder in Deutschland.
Anhand verschiedener Studien wird ausgeführt, dass eine frühe Förderung von Kindern aus Hochrisikofamilien zusammen mit einer intensiven Elternberatung besonders wirksam ist. Die Hausbesuchsprogramme (HIPPY und Opstapje) werden dargestellt und bewertet.
Es ist offensichtlich, dass eine gezielte Förderung und Beratung besonders bedürftiger Familien und auch ein früher Besuch von Tageseinrichtungen insbesondere positive Effekte in belasteten Familien zeigen, weniger, wenn sie flächendeckend allen Familien angeboten werden.
Frühkindliche Bildung ist interessanterweise in der Kinderrechtskonvention noch nicht explizit erwähnt, der Weg sollte jedoch in diese Richtung gehen.
Im Abschnitt über Gesundheit und Sicherheit wird über die historischen und aktuellen Entwicklungen zum Kinderschutz und über die Lage von Kindern mit Behinderungen in Kindertagesstätten und Schulen berichtet.
Gesundheit und Risikoverhalten müssen im familiären Kontext gesehen werden. Positive Entwicklungen sind in Deutschland erkennbar (Abnahme des Alkohol- und Tabakkonsums bei Jugendlichen, Abnahme der Jugendgewalt). In zwei Aufsätzen werden differenziert Ursachen und Zusammenhänge von Risikoverhalten wie Rauchen und Alkoholkonsum sowie Jugendgewalt und exzessiven Medienkonsum ausgeführt.
Für Erzieherinnen in Krippen und Kindertagesstätten besonders instruktiv ist ein Aufsatz über die Bedeutung der Eltern-Kind-Beziehung für die kindliche Entwicklung, in dem die Bedeutung der frühkindlichen Bindung erläutert wird. Ebenso hilfreich erscheint dem Rezensenten ein Aufsatz über die World-Vision-Kinderstudien, in dem über psychische, familiäre und soziale Faktoren berichtet wird, die sich in Untersuchungen als wichtig für das kindliche Wohlbefinden erwiesen haben.
Insgesamt finden sich im UNICEF-Bericht zur Lage der Kinder in Deutschland viele interessante Zahlen, Daten und Analysen, die z. T. schon bekannt, z. T. hilfreich in der Zusammenstellung sind. Einige Aufsätze sind eher allgemein und recht abstrakt gehalten, andere erscheinen hilfreicher durch ihre konkrete Anwendbarkeit und empirische Begründung.
Für speziell in der frühkindlichen Erziehung Tätige, die sich im weiteren Sinne für die Welt von Kindern und Jugendlichen in Deutschland interessieren, kann das Buch empfohlen werden, für die konkrete Erziehertätigkeit in Krippen und Kindertagesstätten sind nur einzelne Aufsätze nützlich.
Prof. Dr. med. H. Bode